Eine Idee, die verlockend klingt und dem historischen Ortskern in Ober-Roden einen markanten Gewinn in Sachen „Aufenthaltsqualität“ bescheren könnte, reift allmählich von der Theorie zur Praxis: Die Rede ist vom Projekt „Öffnung von Kirchhof und Kirchgarten für die Öffentlichkeit“. Auf der Westseite des katholischen Gotteshauses ist am Fußweg zwischen der Heitkämperstraße und der Pfarrgasse ein Abriss der Mauer geplant. Die dadurch frei zugängliche Fläche ließe sich vielfältig nutzen. Kultur- und Festveranstaltungen wären dort möglich, Zusammenkünfte der Pfarrgemeinde St. Nazarius unter freiem Himmel, aber auch Ruhe und Begegnung in begrünten Rückzugsnischen. Dinge, die dort tagtäglich neben dem Kirchenschiff garantiert wären, für jedermann, nur ein paar Schritte von der Ortsdurchfahrt entfernt.
Seitens der Rödermärker Kommunalpolitik ist grundsätzlich „Ja“ zu dieser Vision gesagt worden. Kürzlich signalisierten die Mandatsträger im Ausschuss für Bau, Umwelt, Stadtentwicklung und Energie grünes Licht für das vom Darmstädter Architekturbüro Rittmannsperger erarbeitete Konzept eines offenen Kirchgartens. Darüber hinaus soll die in städtischem Besitz befindliche Fläche vor dem Haupteigang der Kirche neu gestaltet werden. Dort sind zwei Baumanpflanzungen geplant. Zwei weitere Schattenspender auf der gegenüberliegenden Seite der Heitkämperstraße (vor der dortigen Bäckerei), fünf wegfallende Parkplätze, Schaffung einer Entree-Zone an der Südseite des „Rodgaudoms“: Das sind zentrale Mosaiksteine, die Berücksichtigung finden sollen, wenn’s ans Verändern und Gestalten geht.
Bürgermeister Jörg Rotter plädiert ausdrücklich für den angedachten Zuschnitt. Seine Einschätzung: „Sicher, man kann es bei solch einem Eingriff nie allen Menschen zu 100 Prozent Recht machen. Die Fußwege zur Kirche und zu den Geschäften werden womöglich etwas länger, wenn wir einige Parkplätze opfern. Aber unterm Strich ist der Gewinn doch viel größer: Mehr Verweilqualität und eine attraktivere Optik – davon werden die Menschen profitieren“, ist Rotter überzeugt.
Für das weitere Vorgehen haben die Stadtverordneten im besagten Ausschuss die Weichen gestellt. Ein städtebaulicher Vertrag, der die Detail-Umsetzung des Konzepts regelt, gelangt zur Umsetzung, sobald das Bistum in Mainz seine finale Zustimmung bekundet. Finanziert werden sollen die Maßnahmen des Pakets mit Zuschüssen aus dem Städtebau-Förderungsprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“. Rund zwei Drittel der anfallenden Investitionen können über den Förderfonds abgerechnet werden. Das restliche Drittel wird aus der Stadtkasse beigesteuert. Eben diese Faustformel gilt auch für andere Projekte, die im Rahmen des Programms das Ober-Rodener Zentrum aufwerten und bereichern sollen.
An der Erarbeitung der nun abgesteckten Marschroute waren Vertreter der Kirchengemeinde St. Nazarius, der „Lokalen Partnerschaft Ortskern Ober-Roden“, der Denkmalpflege des Bistums Mainz sowie der Stadt Rödermark beteiligt. Der Bürgermeister ist zuversichtlich, dass Elemente zur Darstellung der 1.250 Jahre alten Kirchhügel-Geschichte, Überlegungen zur besseren funktionalen Gliederung des Gesamt-Ensembles und nicht zuletzt der Begriff „Wohlfühl-Atmosphäre“ am Ende des Prozesses eine stimmige Einheit bilden. „Wir haben hier in exponierter Lage die große Chance, mehr aus diesem Kleinod zu machen und seine kulturhistorische Bedeutung angemessen zu würdigen“, betont Rotter.